RP vom 8. November 2024, Simona Maier
Durch die großen Schaufenster ist der Blick ins neue Ladenlokal offen und großzügig. Hell und freundlich mit farbigen Sitzgelegenheiten und einem Holzboden ausgestattet, erinnert hier wenig an Tod und Sterben. Auf der Fensterbank stehen üppige Grünpflanzen. Mitten im Leben, mitten im Zentrum von Benrath, hat die Ökumenische Hospizbewegung Düsseldorf-Süd den Laden „LebensWert“ an der Görresstraße 3 eröffnet.
Ein neuer Ort für Begegnung, Austausch und Informationen. Einmal monatlich findet ein Trauercafé statt, es gibt Befähigungskurse für die ehrenamtliche Sterbebegleitung und „Letzte Hilfe Kurse“, die Basiswissen zu den Themen Sterben, Tod und Trauer vermitteln. Neben dem Büro der Hospizbewegung an der Cäcilienstraße 1 gibt es nun einen besonderen Veranstaltungs- und Begegnungsort, den jeder auch beim Einkaufsbummel entdecken kann. Die Ehrenvorsitzende Waltraud Wülfing freut sich über die Eröffnung: „In unserer Arbeit ist die Schwellenangst ein wichtiger Punkt, den es zu überwinden gilt“, sagt sie. Genau das sei nun mit den neuen Räumlichkeiten der Fall. „Es ist ein riesiger Gewinn, dass die Leute keinen Termin machen müssen, sondern einfach reinkommen können“, sagt sie.
Mehr Sichtbarkeit und das Angebot, sich zu informieren sind damit gegeben. Zweimal wöchentlich finden offene Sprechstunden statt, zu denen keine Anmeldung nötig ist (mittwochs von 16 bis 18 Uhr und donnerstags von 10 bis 12 Uhr). Für die Koordinatorin der Ökumenischen Hospizbewegung Düsseldorf–Süd, Daniela Grammatico, ist der Laden LebensWert für die Weiterentwicklung der Angebote sehr bedeutend: „Mit den neuen Räumen erweitern sich die Möglichkeiten unserer Angebote enorm und wir sind unserem Thema, dass das Sterben als Teil des Lebens anzunehmen ist, ein großes Stück nähergekommen“, sagt sie.
Luisa Keßling (26), engagiert sich ehrenamtlich im Hospizverein, seit sie fürs Studium nach Düsseldorf kam: „Das Thema hat mich interessiert und dann habe ich den Kursus als ehrenamtliche Sterbebegleiterin gemacht“, sagt sie. Danach sammelte sie bereits erste Erfahrungen. „Ich finde Menschen in dieser Lebensphase zu begleiten, ist der Kern der Zwischenmenschlichkeit“, sagt sie. Zum Team der rund 80 Ehrenamtlichen zählt auch Barbara Schaffner: „Ich besuche einmal in der Woche eine alte Dame“, sagt sie. Ihren Kursus hat sie vor einiger Zeit beendet. Claudia Fehmer begleitet Menschen auch zu Hause: „Ich mache außerdem das Trauercafé einmal im Monat“, sagt sie. Dieses Angebot findet nun auch in den neuen Räumlichkeiten an der Görresstraße statt. „Viele Menschen stehen auch hier, schauen und sind interessiert“, sagt sie über den neuen Laden. Dann komme man schnell gemeinsam ins Gespräch.
Musikalisch untermalte Jan Jesuthas mit einer „Handpan-Performance“ die Eröffnung. Gezeigt wurde auch die Ausstellung „Menschen mit Demenz“ des Fotografen Dominik Schmitz. Das Sterben und Trauer zum Leben gehören, ist für das große Team der ökumenischen Hospizbewegung in vielen Begegnungen mit Menschen stets gegenwärtig. „Auch wenn das Thema manchmal schwer ist, mit diesen wunderbaren Räumlichkeiten bringen sie das Thema mitten ins Leben“, sagte Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke zur Eröffnung.
Der ärztliche Direktor des Benrather Sana Krankenhauses, Herbert Parys, lobte die Ehrenamtlichen: „Danke, dass Sie sich kümmern und den Tod begleiten. Sie helfen den Menschen in der Klinik, ihre letzten Lebenstage in Würde zu verbringen“, sagte er und wies darauf hin, dass wir es verlernt haben, mit dem Tod umzugehen.
Für die Koordinatorin Daniela Grammatico, markiert die Eröffnung einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung des ambulanten Hospizdienstes: „Unser Ziel war es immer, den Menschen in diesen schwierigen Phasen des Lebens zur Seite zu stehen – mit Offenheit, Mitgefühl und professioneller Unterstützung“, sagte sie. Dazu wird es im Laden LebensWert Schulungen geben, die Menschen befähigen, mit Sterben und Trauer umzugehen. Außerdem Beratungsangebote, die individuelle Unterstützung bieten, wenn Dinge organisiert werden müssen oder Fragen bei Angehörigen offen sind.
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